Tag der Deutschen Einheit

Feiern und Mahnung zu Zusammenhalt

33 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung haben Kirchen und Politik zu einem stärkeren Zusammenhalt aufgerufen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mahnte zudem, die ostdeutsche Geschichte stärker zu einem Teil der gemeinsamen Geschichte werden zu lassen. Hamburg richtete wegen des Vorsitzes im Bundesrat am Dienstag den traditionellen Festakt zum Tag der Deutschen Einheit aus, zu dem rund 1.300 Gäste in der Elbphilharmonie erwartet wurden. Auch hatte es einen ökumenischen Gottesdienst gegeben. Am Montag war bereits ein Bürgerfest in der Stadt gestartet.

Steinmeier sagte am Montagabend den ARD-Tagesthemen, im Prozess der deutschen Wiedervereinigung habe der Westen nicht die Notwendigkeit gesehen, sich zu verändern. Das sei ein "Teil des Dilemmas". Die Deutsche Einheit vertrage eine selbstkritische Bilanz. Er habe in Ostdeutschland viel gelernt. "Es geht nicht nur um das Materielle. Es geht um das Gefühl, gleichwertig zu sein." Dabei gebe es Unwuchten. Es habe in der Vergangenheit seitens des Westens das Signal für viele Ostdeutsche gegeben: "Ihr habt ein falsches Leben gelebt."

Ähnlich äußerte sich der amtierende Bundesratspräsident, Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD): "Während sich im Westen nach 1990 wenig änderte, erlebten die Bürgerinnen und Bürger der ehemaligen DDR in ihrem privaten und beruflichen Leben Umbrüche, Härten und Benachteiligungen, die zum Teil bis in die Gegenwart reichen." Er nannte die Wiedervereinigung einen Wendepunkt und Meilenstein. Gleichwohl seien die Lasten von Teilung und Wiedervereinigung nicht gleich verteilt gewesen.

Für den Hamburger Erzbischof Stefan Heße ist die Deutsche Einheit "eines der größten Wunder" in der Geschichte des Landes. "Man hatte die Hoffnung doch schon fast aufgegeben, und dann kam es doch noch zur Wiedervereinigung", sagte Heße dem kirchlichen Kölner Internetportal domradio.de (Dienstag).

Er feierte am Vormittag mit der evangelischen Bischöfin Kirsten Fehrs einen ökumenischen Gottesdienst in der Hamburger Hauptkirche Sankt Michaelis. Heße, der Sonderbeauftragter für Flüchtlingsfragen der Deutschen Bischofskonferenz ist, lenkte den Blick auch auf die Migration: "Wir brauchen dringend eine Reform des gemeinsamen europäischen Asylsystems, einen besseren Flüchtlingsschutz und eine faire Verantwortungsteilung zwischen allen EU-Mitgliedsstaaten." Die Würde von Geflüchteten sei wie bei allen Menschen unantastbar.

Fehrs betonte laut Redemanuskript: "Lasst uns zusammenhalten, was derzeit in Politik und Gesellschaft so auseinanderdriftet. Das ist Aufgabe von uns allen - ob religiös oder nicht religiös." Deutschland komme ihr oft wie ein "riesiger Tanker mit Weltverantwortung" vor. Das sei nicht leicht. Nur gemeinsam "bringen wir den Tanker durch das Meer der Zeiten". Notwendig sei ein Vertrauen in die guten Kräfte und Absichten der anderen.

Anlässlich des Nationalfeiertags warnte die Caritas an die Adresse der Bundesregierung davor, das Netz sozialer Hilfen in Ostdeutschland zu gefährden. Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa sagte: "Wer die Knoten des sozialen Netzes durchschneidet, spielt demokratiefeindlichen Kräften in die Hände." Sie verwies zum Beispiel auf gebrochene Erwerbsbiografien, geringere Privat-Vermögen sowie "demografische Dellen" in Ostdeutschland. Daher sei es wichtig, "dass die Zusage sozialer Sicherheit verlässlich eingelöst und glaubwürdig beibehalten wird".

KNA